Obstbäume mit unseren Tipps veredeln

Die Veredelung von Obstbäumen zählt zu einer der alten gärtnerischen Techniken, die seit mindestens 3.000 Jahren bekannt ist. Das Veredeln dient der sortenreinen Vermehrung und dem Erhalt der alten Obstbäume.

Was die Veredelung in Praxis bedeutet und wie man Obst-Bäume richtig veredelt, verraten wir Ihnen mit unseren Profi-Tipps.

Edelreiser und ihre Bedeutung für gelungene Veredelung

Überlegen Sie sich zuerst, welche Sorten Sie veredeln wollen. Danach müssen Sie sogenannte Edelreiser schneiden und diese in der Regel bis zur Veredelung im Frühjahr an einem dunklen und kühlen Standort in feuchtem Sand einlegen und abdecken. Als Edelreiser nehmen Sie gesunde, normale, kräftige dies- oder einjährige Triebe, die gut belichtet waren. Dabei gibt es zwei Arten von Edelreisern:

Winterreiser

Winterreise sind Edeltriebe, die Sie in der Winterruhe abschneiden. Wählen Sie dafür einen frostfreien, aber nicht unbedingt einen sonnigen Tag. Im Dezember/Januar lassen sich Edelreiser bei Steinobst (Kirsche, Pflaumenbaum) und zwischen Januar und März bei Kernobst (Birne- und Apfelbäume) gewinnen.

Sommerreiser

Die Sommerreiser sollten Sie erst kurz vor der Veredelung schneiden. Danach entfernen Sie sofort die Blätter und wickeln Sie diese bis zur Veredelung in feuchte Tücher; bewahren Sie sie gekühlt auf. Achten Sie beim Veredeln darauf, dass sich die Augen an der Basis und Spitze nicht für die Veredelung eignen!

Veredelungsarten und ihre Eigenschaften

Kopulationsmethode

Dies ist das einfachste Veredlungsverfahren, es wird während der Saftruhe im Spätwinter durchgeführt. Auf diese Methode können Sie nur dann zugreifen, wenn die Unterlage und der Edelreis eine gleiche Dicke haben. Um die Kopulation richtig zu machen, brauchen Sie ein spezielles Kopulier-Messer, welches eine längere Klinge hat.

Danach können Sie ein frisches Edelreis aus der Baumkrone schneiden und dabei alle Blätter beseitigen. Machen Sie an der Unterlage (bewurzelte Pflanze) ziehend einen 4-6 cm langen Schnitt, so dass sowohl die Unterlage als auch das Edelreis gegenüber der Schnittstelle ein Auge besitzen. Verbinden Sie Rinde auf Rinde mit PE-Folie.

Geißfuß-Methode

Diese Veredelungsart verlangt von Ihnen ein bisschen Erfahrung im Veredeln. Führen Sie am Pfropfkopf der Unterlage einen keilförmigen Schnitt (3-4 cm) durch. Verwenden Sie dafür eine Hippe. Nehmen Sie am unteren Ende des Edelreises einen gegengleichen Schnitt vor. Auf seiner Rückseite sollte ein Zugauge liegen.

Das Edelreis hat eine Länge von ca. 4-5 Knospen. Fügen Sie die beiden dann zusammen, so dass  einige Millimeter der Schnittfläche des Edelreises herausgucken – das fördert das Zusammenwachsen vom Edelreis und der Unterlage. Danach verbinden Sie die Veredelung von oben nach unten mit Bast und verstreichen Sie das Ganze mit Wachs.

Tipp: Insbesondere bei Kirschen zählt der Veredelungs-Zeitpunkt: Je früher, desto besser.

Pfropfen hinter die Rinde

Bei dickeren Ästen – ab 3 cm Durchmesser – hat sich diese Veredelungsmethode bewährt. Hier geht es grundsätzlich um das Ablösen der Rinde, welches je nach Obstsorte zwischen März/April bis August/September erfolgt. Bei dieser Verfahrensweise

• schneiden Sie den Pfropfkopf glatt
• führen in Veredelungshöhe einen senkrechten Längsschnitt in die Rinde aus
• schieben Sie das abgeschrägte Ende zwischen die Rindenlappen.

Natürlich muss das erste Auge zwischen die Rindenlappen passen. Umwickeln Sie dann die Veredelungsstelle mit Bastband, wobei das Edelauge frei bleibt. Versehen Sie den Pfropfkopf und die Schnittstellen am Edelreis mit Baumwachs.

Tipp: Pro 3 cm reicht ein Edelreis. Bei größeren Durchmessern lohnt es sich, mehrere Reiser einzusetzen, um die Erfolgschancen für die Veredelung zu erhöhen.

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