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18. April 2016

Baumpflegemaßnahmen – Teil 1: Kronensicherung

Ast durch Gurt gesichert

Die Baumpflege liegt uns bei Meister & Meister seit jeher besonders am Herzen – Grund genug, in unserem Blog näher auf unterschiedliche Pflegemaßnahmen einzugehen: In einer zweiteiligen Artikelserie befassen wir uns mit der Kronensicherung und dem Obstbaumschnitt.

Bei der Kronensicherung geht es darum, ganze Baumkronen oder überlastete Äste fachgerecht zu stabilisieren. Dies dient zum einen der Verkehrssicherheit, zum anderen vermeidet man dadurch oftmals eine Baumfällung. Wie wir dabei vorgehen und was alles zu beachten ist, lesen Sie im Folgenden.

Gründe für eine Kronensicherung

Kronensicherungen sind eine schonende Möglichkeit, Lasten zu verteilen und somit die bruchgefährdeten Kronenteile zu stützen. Anders als beim Formschnitt bleiben die Bäume unversehrt und ihr natürlicher Habitus wird erhalten – dies fördert die Vitalität des Baums; gleichzeitig dient die Baumsicherung dem Schutz vor Personenschäden.

Somit ist sie eine art- und fachgerechte Ergänzung zur Baumpflege – etwa dann, wenn das gewünschte Ziel nicht durch Schnittmaßnahmen allein erreicht werden kann. Gegenüber dem Baumschnitt hat sie mehrere Vorteile:

  • Kein negativer Einfluss auf den Saftstrom
  • Erhaltung des Habitus ohne Reduktion des Kronenvolumens
  • Vermeidung von Versorgungsschatten.

Die Kronensicherung muss allerdings von einem Fachbetrieb dokumentiert werden; zudem ist eine regelmäßige (in der Regel jährliche) Kontrolle der Kronensicherungssysteme und Ihrer Bruchlasten notwendig.

Und noch ein weiterer Grund spricht für eine professionelle Kronensicherung durch ein erfahrenes Galabau-Unternehmen: Ein falscher Einbau der Sicherungssysteme behindert die natürlichen Schwingungssysteme der Bäume. Deshalb ist vor den Kronensicherungs-Arbeiten genau abzuwägen, welche Auswirkungen sie auf die Baumstabilität haben – und dies erfordert viel Erfahrung.

 Schwingungsverhalten nach der Kronensicherung

Die Flexibilität der Äste und Zweige ist lebenswichtig: Sie ermöglicht es dem Baum, die Windlast abzutragen und dadurch hohe Belastungen im Stammbereich zu vermeiden. Ein Kronensicherungssystem verändert das Schwingungsverhalten des Baums: Sie verbindet die einzelnen Kronenteile miteinander, die Dynamik wird komplexer.

Falsch durchgeführt, bewirkt die Kronensicherung das Gegenteil dessen, was sie soll: Statt ihn zu stabilisieren, führt sie zu einer geringeren Stand- und Bruchfestigkeit des Baums. Deshalb unterliegen Kronensicherungen auch der ZTV-Baumpflege (Zusätzliche Technische Vertragsbedingungen und Richtlinien zur Baumpflege der Forschungsgesellschaft Landschaftsentwicklung Landschaftsbau e. V.).

Arten der Baumkronensicherung

Je nach Zustand der Baumkrone kommen unterschiedliche Kronensicherungssysteme mit verschiedenen Anwendungsmöglichkeiten in Betracht. Man unterscheidet dabei zwischen Tragsicherung, dynamischer und statischer Bruchsicherung – die jeweiligen Vorgehensweisen erläutern wir Ihnen im Folgenden.

Ein gewissenhafter Baumpflegefachmann wird sich Ihren Baum genau ansehen, bevor er mit der Arbeit beginnt; dabei entscheidet er, welche Sicherungsmaßnahmen er einsetzt und wie diese bemessen werden.

Bruchsicherung: Horizontale Kronensicherung

Baumpfleger im Klettergurtzeug

Bruchsicherungen vermeiden das Ausbrechen erkennbar bruchgefährdeter Kronenteile; man bedient sich dabei horizontaler Sicherungssysteme. In der Regel kommt dabei die dynamische Bruchsicherung zum Einsatz: Elastische Materialien (z.B. Hohltaue oder Seile) schützen die Baumkrone vor schwingungsbedingter Überlastung. Wichtig ist dabei das richtige Dehnungsverhalten des Seils. Als Faustregel gilt: Je höher die Bruchlasten, desto geringer das Dehnungsvermögen – und desto starrer das System.

Statische Bruchsicherungen hingegen setzt man zur Ruhigstellung bruchgefährdeter Kronenteile oder angerissener Zwiesel ein. Hierzu verwendet man dehnungsarme Materialien wie z.B.

  • Gurte
  • Schraubstangen
  • Stahlseile ohne Druckdämpfer.

Die Montage geschieht (abhängig von der Höhe des Baums und den örtlichen Gegebenheiten) entweder mithilfe der Seilklettertechnik oder mit einem Hubsteiger.

Tragsicherung: Seile vertikal einbauen

Nicht immer ist es möglich, die Kräfte innerhalb der Krone horizontal zu verteilen. Um den Absturz von Kronenteilen zu verhindern, bringt man mitunter auch möglichst vertikale Seile an. Diese baut man ohne Vorspannung ein, bei der Belastung entsteht dadurch ein Ruck, der das Seil bis zum doppelten Gewicht des Baumteils belastet. Entsprechend hoch sind die Bruchlasten zu wählen – und jeder Handgriff muss sitzen.

Übrigens: Zum Zweck der Arbeitssicherheit tragen unsere Baumpfleger selbstverständlich eine PSA (Persönliche Schutzausrüstung) der Kategorie III, wenn sie die Seilklettertechnik anwenden.

Bemessung von Kronensicherungen

Die richtige Berechnung von Kronensicherungssystemen ist sehr komplex, da unterschiedliche Faktoren zu berücksichtigen sind. So sollte beispielsweise die Länge der Baumhalteschlaufen dem Vierfachen des Astdurchmessers entsprechen. Für kurze Verbindungen eignet sich ein Hohltau mit hoher Dehnung, bei längeren Verbindungen ist ein dehnungsärmeres Polyesterseil die bessere Wahl.

Bei Dreiecksverbindungen ist eine Baumhalteschlaufe pro Kronensicherung vorgesehen, sofern der Winkel zwischen den Verbindungen größer als 90° ist; bei kleineren Winkeln ist es möglich, zwei Sicherungen an einer Schlaufe zu befestigen.

Baumsicherung beginnt beim Pflanzen

Auch wenn wir Ihnen gerne bei der Kronensicherung helfen: Am liebsten sind uns gesunde Zier- und Obstbäume, die gar nicht erst einer Stabilisierung bedürfen. Sorgen Sie sich also von Anfang an um eine gewissenhafte Baumpflege – und diese beginnt bereits beim Pflanzschnitt: Dieser stellt sicher, dass sich Wurzeln und Krone in einem gesunden Gleichgewicht befinden.

Eine regelmäßige Baumkontrolle mitsamt Sommer- und Winterschnitt gewährleistet die nötige Standfestigkeit Ihres Baums – und beugt einer Bruchgefährdung vor. Falls doch einmal eine Kronensicherung nötig wird, helfen Ihnen die Baumkletterer von Meister & Meister gerne weiter!

Bild 1: © Michael Tieck – Fotolia.com
Bild 2: © TwilightArtPictures – Fotolia.com